Die 3 Strategien, wie du Gelesenes und den Ort der Literaturstelle nie mehr vergisst

von Andrea Moser

28. Oktober 2021

Exzerpieren, Literatur lesen, Literatur sichten, Literaturrecherche, Quellen verwalten, systematische Literaturrecherche

Deine Literaturrecherche ist endlich abgeschlossen: Du hast ausschließlich Literatur vor dir liegen, die für deine Hausarbeit, Seminararbeit, Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation relevant ist. Du kannst dich richtig feiern, denn ein großer und wesentlicher Part deiner wissenschaftlichen Arbeit ist erledigt.

Jetzt geht es für dich darum, die gewählte Literatur genau zu lesen, um daraus den wissenschaftlichen Inhalt deiner Thesis zu schreiben. Du startest also mit dem Lesen und markierst dir eventuell die besonders spannenden Textstellen. Jedoch stellst du ein paar Tage oder Wochen darauf fest, dass du gar nicht mehr weißt, was du gelesen hast. Oder du weißt vielleicht noch was du gelesen hast, aber du findest die Literaturstelle nicht mehr. Und dein Zeitplan, den du dir überlegt hast, wird wegen der Suche des bereits Gelesenen und des erneuten Lesens unnötig strapaziert. Umso mehr Literatur du hast, umso wahrscheinlicher ist es, dass du in diese frustrierende Situation gerätst.

Du brauchst hier eindeutig eine funktionierende, einfache Strategie, die dir Zeit und Nerven spart und in weiterer Folge sogar die Qualität deiner wissenschaftlichen Arbeit erhöht, weil du wichtige Textpassagen nicht einfach vergessen hast.

In diesem Blogartikel verrate ich dir 3 Strategien, wie du Herr/Frau deiner Literatur wirst.

Was du vorab beachten musst

Die Literaturrecherche und das Sichten der Literatur passiert in mehreren Stufen:

  1. Du suchst nach Literatur, indem du das Schneeballsystem und die systematische Literaturrecherche anwendest.
  2. Du liest die Treffer quer und entscheidest, ob die Treffer relevant sind (abspeichern/notieren) oder nicht relevant sind (aussortieren – aber besten Fall auch notieren, dass sie nicht relevant sind, damit du sie nicht nochmal querliest).
  3. Du siehst dir die relevanten Treffer nochmal genauer an und entscheidest erneut, ob sie tatsächlich für die Beantwortung deiner Forschungsfrage relevant sind. An dieser Stelle werden wahrscheinlich noch ein paar Quellen aussortiert.
  4. Nun hast du deine relevante Literatur vor dir liegen, die du liest und deren Inhalt und Ort du dir für deine wissenschaftliche Arbeit merken musst.

Die folgenden 3 Strategien, damit du das Gelesene und die Stelle des Gelesenen nicht vergisst, wendest du ausschließlich in Stufe 4 an (Für deren Umsetzung findest du hier sicher bald einen Blogbeitrag). Während der Stufen 1 bis 3 wären die 3 Strategien unnötig investierte Zeit. Und auch in Stufe 4 liest du lediglich die relevanten Kapitel! Deine Zeit ist nämlich kostbar!

Das Zauberwort lautet Exzerpieren

Die 3 Strategien haben eines gemeinsam. Du exzerpierst den gelesenen Text und dokumentierst, wo du ihn gelesen hast. Das Dokumentieren des Ortes steht in Verbindung mit dem Zitieren. Aber jetzt nochmal langsam:

Exzerpieren bedeutet, dass du den gelesenen Inhalt richtig gut zusammenfasst. Damit du dann die Textstelle wiederfindest, vermerkst du entsprechend deiner Zitiervorgaben (das empfehle ich dir, weil es dir später wiederum Zeit erspart) die Quelle des Exzerpts. Das alleine hilft dir bei einer hohen Anzahl an Exzerpten bzw. bei einer hohen Anzahl an Literaturquellen noch nicht weiter. Du solltest entsprechend auch Schlagwörter zum Exzerpt vergeben. Dann kannst du am Ende anhand der Schlagwörter feststellen, welche Exzerpte thematisch zusammenpassen und sie in weiterer Folge den Gliederungspunkten deiner Arbeit zuordnen.

Wenn du dir jetzt denkst: „Das klingt nach viel Arbeit“, hast du wahrscheinlich recht. Im Vergleich dazu, dass du auf die Suche nach bereits gelesenen Textstellen gehen musst, oder dich vielleicht an relevante Textstellen gar nicht mehr erinnern kannst (das würde die Qualität deiner Arbeit mindern), ist es aber der wahre Zeitgewinn. Und wenn du die bereits richtige Zitierweise später einfach nur in deine Arbeit reinkopieren musst, ersparst du dir auch enorm viel Zeit. Jeder der schon mal verzweifelt nach einer zitierten Textstelle gesucht hat, um die Quelle richtig anzugeben und ein Plagiat zu vermeiden, weiß, wovon ich spreche.

Also: Vertrau mir einfach, und suche dir eine der nachfolgenden Strategien aus, um bei deiner Literatur den Durchblick zu bewahren.

1. Strategie: Nütze Excel oder Numbers

Zugegeben, diese Strategie ist mein Favorit, weil ich sie liebend gerne anwende und mit ihr sehr vertraut bin. Vor allem sind die Studierenden, denen ich diese Strategie in den Mentorings oder im Selbst-Schreib-Kurs beibringe, begeistert von dieser simplen Vorgehensweise.

Wie funktioniert es?

Erstelle dir in deiner Exceltabelle folgende Kategorien.

Du beginnst also eine relevante Quelle zu lesen. Diese Quelle trägst du laut Zitiervorgaben im ersten orangen Balken ein (Zelle C4). Beim Lesen entdeckst du eine Textpassage, die für deine Thesis relevant ist. Die Zusammenfassung dieser Textpassage schreibst du in Zelle C5. In Zelle D5 hältst du die Seitenzahl(en) fest. In Zelle E5 kannst du deine eigenen Gedanken und Argumente festhalten, die dir eventuell beim Lesen der Textstelle gekommen sind. Da du ausschließlich relevante Literatur liest, kannst du zumeist die Textstelle schon einem Gliederungspunkt zuordnen. Anstatt der Nummerierung könntest du auch die Überschrift eintragen. Der Vorteil dabei ist, dass sich die Überschrift in den meisten Fällen nur geringfügig ändert. Die Nummerierung kann sich jedoch gravierend verändern. In Zelle G5 kannst du noch weitere Anmerkungen hinzufügen. Zwei Beispiele hab ich dir angeführt.

In Zelle H5 lohnt es sich, gleich den Link zur Quelle einzufügen. Das kann eine URL zu einer Onlinequelle sein, oder der Link zu einem Dokument auf deinem Computer. Aber Achtung: Du darfst die Datei dann nicht mehr umbenennen oder verschieben, weil der Link sonst nicht mehr funktioniert.

Nun sind noch die Zellen A5 und B5 für dieses Exzerpt auszufüllen. Die Zelle B5 ist von besonderer Bedeutung. Überleg dir ein Schlagwort für dein Exzerpt. Wichtig ist, dass du immer nur dieses Schlagwort verwendest, wenn es um diesen Inhalt geht. Denn nur dann kannst du die Filterfunktion anwenden. Denn wenn du alle Textstellen der relevanten Literatur gelesen, exzerpiert und in diese Tabelle inklusive Schlagwort eingetragen hast, beginnt deine Schreibphase.

Du wirst dich für dein Lieblingskapitel entscheiden, um mit dem Schreiben zu starten. In dieser Exceltabelle wirst du die Filterfunktion nützen (Zeile 3 markieren – Daten – Filter) und ein Schlagwort wählen, das für dieses Kapitel relevant ist. Und schon werden dir alle relevanten Exzerpte dieses Kapitels angezeigt. Du siehst dir die Exzerpte an und erkennst Überschneidungen, Ergänzungen und Widersprüche in der Literatur und zugleich hast du schon deine eigenen Argumente parat sowie die genauen Quellenangaben. Das sind genau die Elemente, die das wissenschaftliche Arbeiten ausmachen. Wissenschaftliches Arbeiten kann so einfach sein und dein Betreuer wird zufrieden sein. Das Schreiben an sich ist aber Teil eines anderen Blogartikels. Du musst jetzt noch wissen, für was die Zelle A5 gut ist: Wenn du die Textpassage für deine Thesis verwendet hast, machst du hier ein „X“ rein. Damit vermeidest du, dass du ein und dieselbe Textstelle mehrmals im Literaturteil deiner Arbeit verwendest.

Pro und Contra dieser Strategie

+ Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass du mit Excel bereits vertraut bist

+ Du musst dir kein neues Programm downloaden

+ Du musst dir um Lizenzen keine Gedanken machen

- Du musst auch auf ein gutes System beim Abspeichern deiner Quellen achten

- Insbesondere bei Dissertationen kann es eine sehr lange Liste werden

- Ein Suchprotokoll ist zusätzlich Pflicht

2. Strategie: Arbeite mit einem Literaturverwaltungsprogramm

Ganz oft werde ich gefragt, welches Literaturverwaltungsprogramm ich empfehlen kann. Da ich meine Bachelorarbeiten und meine Masterthesis mit Strategie 1 verfasst habe, und ich auch viele Dissertanten kenne, die mit Excel ihre Literatur verwaltet haben, kann ich keines empfehlen. Das nicht heißt, dass Literaturverwaltungsprogramme nicht super sind. Ich arbeite ab und an selbst mit einem und ich kenne viele, die sich das wissenschaftliche Arbeiten ohne Literaturverwaltungsprogramm gar nicht vorstellen können. Die Programme können dir wirklich viel Zeit ersparen und du hast alles (Quelle, Suchprotokoll, Zitate, Schlagworte, Kommentare, etc.) an einem Ort beisammen.

Du musst aber unbedingt Aufwand vs. Nutzen gegenüberstellen, bevor du voller Eifer mit einem Programm arbeitest. Diese Fragen können dir dabei helfen:

  • Willst du ein neues Programm erlernen oder bist du bereits mit einem vertraut und kannst es gut anwenden?
  • Hast du die Zeit dafür ein neues Programm zu erlernen?
  • Wirst du noch mehrere wissenschaftliche Arbeiten verfassen, oder bleibt es bei dieser einen oder maximal zwei Abschlussarbeiten?

Was machen Literaturverwaltungsprogramme?

Unterm Strich führen sie im Hintergrund genau das aus, was ich in Strategie 1 beschrieben habe – und noch vieles, vieles mehr. Und wenn du das Programm beherrscht, passiert vieles mit Knopfdruck und kann daher richtig viel Zeit sparen. Oder genau der gegenteilige Fall tritt ein, wenn du dich damit nicht gut auskennst.

Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Citavi

Welches ist das beste Literaturverwaltungsprogramm?

Citavi, EndNote, Zotero, Mendeley, JabRef, Bibsonomy oder doch Word oder Paper? Es kommt im Endeffekt darauf an, worauf du Wert legst und was du genau brauchst. Die  Universitätsbibliothek der Technischen Universität München hat eine exzellenten Überblick über die „verschiedenen Funktionen, die Bedienung und Lizenz-/Preismodelle von Literaturverwaltungsprogrammen“ erstellt (Stand Juli 2021): https://mediatum.ub.tum.de/doc/1316333/1316333.pdf

Pro und Contra dieser Strategie

+ Quellen können im Literaturverwaltungsprogamm abgespeichert werden

+ Literaturverwaltungsprogramme können mit Word/Page etc. verknüpft werden. Dadurch kann die Literaturliste per Knopfdruck in die Thesis eingefügt werden.

+ Manche Programme ermöglichen es, eigene Gedanken und Kommentare zur Quelle hinzuzufügen

+ In machen Programme ist eine Projektmanagement-Funktion hinterlegt, bei der du dir selbst Meilensteine deiner Thesis setzen kannst.

- Du musst eine neue Software downloaden

- Unter Umständen kann sie kostenpflichtig sein

- Du musst unter Umständen den Umgang mit dem Programm erlernen, das wieder Zeit in Anspruch nimmt

- Wenn du nicht aufgrund kleinerer Hausarbeiten mit dem Programm vertraut bist, kann es sein, dass du bei einem großen Thesis-Projekt überfordert bist und Fehler passieren.

3. Strategie: Füge die Exzerpte direkt in deine Thesis ein

Die 3. Strategie, um das Gelesene nicht zu vergessen und stets der richtigen Literaturquelle zuordnen zu können, ist sehr zeitfreundlich und eignet sich insbesondere für Hausarbeiten und Bachelorarbeiten. Wenn du sehr strukturiert bist, kannst du sogar deine Masterarbeit mit dieser Vorgehensweise verfassen. Bei einer Dissertation halte ich es allerdings nicht für umsetzbar.

Wie es funktioniert

Als ersten Schritt überträgst du die Gliederungspunkte aus deinem Exposé in die Formatvorlage deiner Thesis. Nun widmest du dich deiner relevanten Literatur. Wenn du eine passende Textstelle identifiziert hast, fügst du diesen Inhalt direkt in deine Thesis im entsprechenden Gliederungspunkt ein. Mit Hilfe der Kommentarfunktion oder, mit unterschiedlichen Schriftfarben oder der Highlighter-Funktion, kannst du deine eigenen Gedanken und Anmerkungen hinzufügen. Wenn du alle Exzerpte eingefügt hast, beginnst du die aneinandergereihten Exzerpte in jedem einzelnen Gliederungspunkt schlüssig zu reihen. Dein Ziel ist, die Exzerpte, jeden Kommentar und jede farbliche Markierung in einen flüssigen wissenschaftlichen Text zu verwandeln. Vergiss dabei aber nicht, die Quellenangaben stets mitzunehmen.

Pro und Contra dieser Strategie

+ Spart dir sehr viel Zeit, weil du den Zwischenschritt mit Excel bzw. dem Literaturverwaltungsprogramm ersparst = du arbeitest nur in deinem Textverarbeitungsprogramm.

+ Du erkennst rasch, zu welchem Gliederungspunkt dir noch Literatur fehlt.

+ Geeignet für Hausarbeiten, Seminararbeiten und Bachelorarbeiten (zur Übung der Masterthesis oder der Dissertation wäre aber eine andere Variante auch sinnvoll).

- Die Gefahr ist groß, dass du aufgrund des „Herumschiebens“ der Textpassagen die Zuordnung der Quellenverweise nicht mehr nachvollziehbar sind und dadurch ungewollte Plagiate entstehen.

- Es kann sehr schnell, sehr unübersichtlich werden.

Fazit

Damit du nicht vergisst, wo du was gelesen hast, musst du deine Literatur lesen und systematisch dokumentieren. Die Dokumentation mag im ersten Augenblick nach einem Mehraufwand aussehen, am Ende aber erspart sie dir viel Zeit beim Suchen und Wiederfinden von Textpassagen und erhöht die Qualität deiner Arbeit, weil du keine wichtigen Textpassagen vergisst. Denn die Fülle an Information, die du innerhalb kürzester Zeit lesen wirst, kannst du dir nicht mit allen Details (Ort, Inhalt, Schlussfolgerungen) merken. Das ist menschlich.

Abschließend möchte ich nicht ungesagt lassen, dass deine Literaturrecherche erst dann abgeschlossen ist, wenn du deine Thesis abgeben hast. Innerhalb eines dir definierten Zeitraumes konzentrierst du dich aber rein auf die Literaturrecherche, Literatursichtung und auf das Exzerpieren. Während dem Exzerpieren und bei Nebenrecherchen (bspw., weil du noch Inhalte vertiefen möchtest oder dir beim ein oder anderen Gliederungspunkt noch Inhalte fehlen), wirst du immer wieder auf neue Literatur stoßen. Auch diese erarbeitest du nach deiner ausgewählten Strategie.

Die Basis deiner Arbeit ist die Literatur, mit der du arbeitest. Wenn du dir von einem akademischen Mentor zeigen lassen möchtest, wie du innerhalb kürzester Zeit deine Literatur findest, sie sichtest exzerpierst und dann natürlich auch nach wissenschaftlichen Kriterien aufs Papier bringst, dann informiere dich gerne bei einer kostenfreien Meilenstein-Session www.thesis-factory.com/meilensteinsession über die Strategien. Wir begleiten dich auf schnellstem Weg zu deiner Bestnote!

>> Für welche Strategie hast du dich entschieden oder mit welcher möchtest du arbeiten und warum? Schreibe mir gerne einen Kommentar!

Gutes Gelingen bei deiner Thesis!

Über den Autor

Andrea ist Gründerin der Thesis Factory und hat das zur Berufung gemacht, was ihr während des Studiums schon immer leichtgefallen ist: Wissenschaftliches Arbeiten. Studierende sind Andrea heute zutiefst dankbar, dass sie ihr Knowhow und ihre Begeisterung leicht verständlich weitergibt und somit eine Bestnote für jeden Studierenden mit Leichtigkeit möglich wird.

Andrea Moser

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Kostenfreie Meilenstein-Session

Möchtest du wissen, wie wir all deine Selbstzweifel vernichten und dich um 1/3 schneller und mit einer besseren Note zur Abgabe begleiten können?

Dann buche dir deine kostenfreie Meilenstein-Session.

>