Soooo nervig. Der Inhalt der Arbeit ist vielleicht kurz vor knapp fertig geworden. Die Nächte wurden von Tag zu Tag kürzer, denn man verfolgt nur ein Ziel: Den geplanten Abgabetermin seiner Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation einzuhalten. Und dann stehen da noch die letzten, nervenaufreibenden und zeitintensiven Arbeitsschritte an: Das Lektorat, die Endformatierung und der Abstract. Somit hast du schon den ersten wichtigen Hinweis erhalten: Der Abstract wird zum Schluss geschrieben! Aber gehen wir der Reihe nach vor.
Nachdem du diesen Blogartikel gelesen hast, weißt du
- Worauf es bei einem guten Abstract ankommt
- Was du inhaltlich in den Abstract reinpacken musst
- Welche Formalkriterien du erfüllen musst
Die Fakten zum Abstract im Überblick
Der, das oder die Abstract?
„Die“ verwendest du maximal in der englischen Aussprache, wenn du „the abstract“ sagst
Laut Duden sind im deutschen Sprachgebrauch der sachliche als auch der maskuline Artikel korrekt.
Was ist ein Abstract?
Ein Abstract ist eine Kurzzusammenfassung deiner Abschlussarbeit und gibt dem Leser einen Überblick deiner Arbeit. Du kannst dir auch vorstellen, dass du dem Leser das Überfliegen oder Querlesen deiner Arbeit ersparst, indem du den Abstract verfasst.
Der Abstract erscheint vermutlich auch im Bibliothekskatalog deiner Uni, wenn du die Arbeit abgibst.
Welches Ziel sollst du mit dem Abstract verfolgen?
Wenn du für deine Abschlussarbeit nach Studien recherchiert hast, hast du zuerst den Abstract der jeweiligen Studie gelesen, um zu entscheiden, ob es sich lohnt die Studie näher zu betrachten. Du musst somit das in den Abstract packen, das den Leser dazu animiert, deine Bachelorarbeit, Masterarbeit oder Dissertation näher anzusehen. Du kannst es auch so betrachten, dass du einen guten Werbetext für deine Abschlussarbeit verfasst.
Welche Formalitäten musst du erfüllen?
Platzierung: Nach dem Titelblatt/Vorwort und vor der Einleitung.
Länge: Er beträgt im Normalfall eine Seite. Allerdings habe ich auch schon Studierende begleitet, deren Hochschule für den Abstract 3-4 Seiten vorgegeben haben. Sieh als unbedingt in den Vorgaben deiner Hochschule nach.
Sprache: Wenn du deine Abschlussarbeit auf Deutsch verfasst, wirst du ihn meist sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch verfassen müssen. Verfasst du deine Abschlussarbeit in englischer Sprache, wirst du den Abstract mit großer Wahrscheinlichkeit nur auf Englisch verfassen müssen.
Zeitform: Schreib den Abstract in der Gegenwart. Versetze dich also in die Lage, bevor du mit deiner Abschlussarbeit gestartet bist.
Der Inhalt des Abstracts
Dein Abstract soll deine gesamte Arbeit kurz abbilden. Konkret filterst du die wichtigsten Aussagen zu deiner Arbeit raus. Insbesondere konzentrierst du dich beim Zusammenfassen auf die Einleitung und das Schlusskapitel deiner Abschlussarbeit. Du wirst bemerken, dass es gar nicht so einfach ist. Zum Glück liest du aber diesen Blogartikel. Ein Abstract beinhaltet folgende Elemente:
Der wichtige EinleituMethoden du angewendet hastngssatz
Weiter oben habe ich geschrieben, dass der Abstract den Leser dazu animieren soll, die Arbeit genauer durchzulesen. Den Einstiegssatz „Diese Arbeit beschäftigt sich mit…“ solltest du daher vermeiden. Anmerkung: Auch bei der Einleitung deiner Thesis, hat dieser Gähn-Satz nichts verloren!
Steige daher am besten mit einem Faktensatz (am besten inkl. Zahlen) ein, der auf das Problem deiner Thesis hinweist.
Beschreibung des zentralen Problems
Hier bringst du am besten in max. 4 Sätzen auf den Punkt, welches zentrale Problem in deiner Thesis bearbeitet wird. Und dabei meine ich nicht 5 Schachtelsätze, die sich über jeweils 4 oder mehr Zeilen erstrecken.
Platziere deine zentrale Fragestellung/Hypothese
Da du das Problem skizziert hast, kannst du argumentieren, welche zentrale Fragestellung bzw. zentrale Hypothese du formuliert hast. Das solltest du im Normalfall mit einem Satz schaffen.
„Aufgrund dieser Gegebenheit lautet die Forschungsfrage dieser Arbeit, ….“
Welches Ziel hast du verfolgt?
In einem Satz erklärst du, welches Ziel du mit der Arbeit verfolgst. „Das Ziel dieser Arbeit ist, ein Konzept für XY zu erstellen/eine politische Entscheidungsgrundlage aufzubereiten/die Vor- und Nachteile von X für Y aufzuzeigen/….“
Wie bist du methodisch vorgegangen?
Nun erklärst du in max. 4 Sätzen, welche Methoden du angewendet hast, um deine Forschungsfrage zu beantworten und deine Zielsetzung zu erreichen. Vergiss dabei nicht, dass auch die Literaturrecherche eine methodische Vorgehensweise ist.
Das könnte in etwas so klingen: „Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde eine Literaturrecherche an Bibliotheken und Datenbanken durchgeführt. Insbesondere X und Y wurden als Datenbanken herangezogen. Weiters wurden (Anzahl) Experten aus den Bereichen X und Y befragt. Diese Interviews wurden transkribiert und mittels „Verfahren“ aufbereitet und ausgewertet.“
Was haben diese Methoden ergeben? Die Ergebnisdarstellung
Alle bisherigen Elemente des Abstracts findest du in der Einleitung deiner Abschlussarbeit. Nun switchen wir zum Schlusskapitel deiner Arbeit. Dort hast du die wichtigsten Ergebnisse schon zusammengefasst. Für den Abstract ist es nun deine Aufgabe, deine wichtigsten Ergebnisse deiner Bachelorarbeit, Masterarbeit bzw. Dissertation darzustellen. Auch hier versuche alles in nur ein paar Sätzen darzustellen.
3-5 Schlüsselwörter/Keywords
Zumeist möchten Hochschulen, dass am Ende des Abstracts Keywords angeführt werden. Sie dienen der Orientierung und spiegeln die zentralen Themenaspekte. Weiters werden diese Begriffe deiner Abschlussarbeit zugeordnet, wenn sie in den Bibliothekskatalog aufgenommen wird.
Tipp: Das sind meist Wörter, die du bei deiner Literaturrecherche verwendet hast!
Die häufigsten Fragen zum Abstract
Wann verfasst du den Abstract?
Wenn du deine Arbeit inhaltlich fertig gestellt hast
Toll, dann kann ich ja einfach die zentralen Sätze aus der Arbeit rauskopieren und in den Abstract einfügen, oder?
Besser nicht! Zum einen liest sich der Abstract dann meist holprig und zum anderen schränkst du deine eigenen Gedanken ein, wenn du dein Geschriebenes vor Augen hast. Denk doch mal darüber nach, wie schwer es oft/manchmal fällt, die Aussagen von Autoren aus einem Buch zu exzerpieren bzw. in eigenen Worten wiederzugeben. Deine Gedanken kreisen sich nur mehr um die Wortwahl, die du vom Autor gelesen hast. Versuche beim eigenen Abstract eine Art Vogelperspektive einzunehmen.
Wie gehe ich also am besten vor?
Ich empfehle dir, zu jedem Element, das ich dir oben vorgestellt habe, eine Formulierung zu finden, ohne dass du in deiner Arbeit nachliest. Erst danach verfeinerst du deine Aussagen mit Hilfe deiner Abschlussarbeit. Insbesondere, was die konkreten Ergebnisse betrifft, wenn du Zahlen und Daten lieferst.
Muss ich im Abstract zitieren?
Nein. Ausgenommen sind direkte (wörtliche) Zitate, die du in Anführungszeichen stellst – die aber in einem Abstract äußerst selten genützt werden.
Die häufigsten Fehler in Abstracts
Ich recherchiere immer wieder nach Abschlussarbeiten. Das ist so eine Art Berufskrankheit 😀 Die größten Schwachpunkte, die ich bei den Abstracts entdecke, sind folgende:
- Es fehlen Inhalte (also die, die ich oben erwähnt habe)
- Die Inhalte werden in einer falschen, unlogischen Reihenfolge präsentiert
- Die Inhalte sind unschlüssig bzw. stehen in keinem Zusammenhang (fehlende Übergänge)
- Der Abstract ist zu kurz: Der Leser erkennt nicht, worum es in der Arbeit ergeht.
- Der Abstract ist zu lange: Der Sinn des Abstracts wurde verfehlt. Nämlich schnell und auf den Punkt gebracht zu erfahren, worum es in der Arbeit geht.
Zusammenfassung und Fazit
Den Abstract schreibst du als letztes. Er enthält den Problemhintergrund, die Haupt-Forschungsfrage/Hypothese, die Zielsetzung, dein methodisches Vorgehen, die Hauptergebnisse und 3-5 Schlüsselwörter. Und das alles auf den Punkt gebracht. Nämlich maximal eine Seite lang. Es ist also keine Zusammenfassung deiner Arbeit, sondern eine Kurzzusammenfassung.
Ich glaube, ich habe noch nie so oft „zentral“ in einem Artikel geschrieben. Aber das ist es auch, was den Abstract auf den Punkt bringt: Es kommen nur zentrale Inhalte deiner Abschlussarbeit rein.
Das Verfassen des Abstracts eignet sich übrigens auch dafür, den roten Faden seiner Arbeit zu überprüfen.
>> Wann wirst du deinen Abstract schreiben? Wann wirst du dieses letzte Element deiner Arbeit verfassen?