Wenn du eine wissenschaftliche Arbeit verfasst, dann brauchst du Quellen. Diese sollen wissenschaftlichen Kriterien entsprechen und relevant für dein Thema sein. Zudem sollst du die wichtigsten Quellen zum Thema finden. Bestenfalls aber nicht zu viele davon, aber auch nicht zu wenig.
Das klingt unmöglich? Dabei ist es mit der richtigen Planung gar nicht so schwierig. Die Planung beansprucht zwar Zeit, aber dafür lohnt sich das Ergebnis und du vermeidest ein unkontrolliertes, zeitintensives Recherchieren.
In diesem Artikel erfährst du:
- Wie du die richtigen Suchwörter definierst, damit deine Quellen mitten ins Schwarze treffen.
- Wie dir der ausgeklügelte Einsatz von Operatoren, Klammern und Platzhaltern eine Menge Zeit sparen können.
- Wie du mit Suchkriterien deine Ergebnisse eingrenzt oder erweiterst.
Die richtigen Suchwörter finden
Wie schon erwähnt: Wenn du gute Ergebnisse bei deiner Literaturrecherche erzielen möchtest, musst du zunächst Zeit in die Planung investiert. Nach Plan die Literatur zu suchen nennt man auch die systematische Literaturrecherche. Du startest damit, die richtigen Suchwörter zu definieren.
Ich schreibe dir kurz und knapp auf, wie ich dabei vorgehe:
- Ich betrachte die Forschungsfrage, die Unterforschungsfragen und die Zielsetzung und ziehe daraus die zentralen Begriffe – und notiere diese.
- Ich suche Synonyme zu diesen Begriffen.
- Ich ziehe die Begriffe heran, die ich mir bereits bei der Erst-Recherche notiert habe. Die Erst-Recherche habe ich durchgeführt, um mein Thema zu finden, einzugrenzen und einen Problemhintergrund zu definieren.
- Ich brainstorme.
- Wenn möglich spreche ich mit jemandem über das Thema. Entweder verwende ich überraschender Weise andere Begriffe oder mein Gegenüber verwendet Begriffe, an die ich nicht gedacht hätte.
- Ich übersetze die Begriffe auch ins Englische, damit ich auch nach fremdsprachiger Literatur suchen kann
- Ich beginne die Begriffe zu clustern und definiere die Begriffe, die ich für meine Suche verwenden werde.
Sucherleichterung mit Operatoren, Klammern und Platzhaltern
Manchen Studierenden sind die Boolesche Operatoren bei der Literaturrecherche ein Begriff. Die Verwendung von Klammern und Platzhaltern ist aber vielen nicht bekannt. Das ist schade, denn durch die Kombination aller drei Suchmöglichkeiten kannst du dir die Eingabe unzähliger Suchwortkombinationen ersparen. Sei gespannt, wie das funktioniert.
Boolesche Operatoren definieren, um Suchbegriffe zu kombinieren
Die Booleschen Operatoren sind UND/ODER/NICHT bzw. im Englischen AND/OR/NOT. Du kannst damit Suchbegriffe miteinander kombinieren. In manchen Datenbanken werden auch die Symbole „+“ und „&“ für UND bzw. AND angenommen, für ODER bzw. OR das Symbol „/“ und für NICHT bzw. NOT „-“.
Wir befinden uns sozusagen in der Mengenlehre. Im Bild wird dir die Logik dargestellt.
Klammern nützen, um Suchdurchläufe zu reduzieren
Stürzen wir uns tiefer in die Mathematik 😀
Wenn du mehrere Operatoren nützt, kannst du mit Klammern arbeiten und dadurch kürzere Suchtermini eingeben sowie Mehrfacheingaben reduzieren. Wir erweitern die Beispielbegriffe Immobilien, Investition um den Begriff Europa. Es sollen uns daher zu den Begriffen Immobilien und Investition nur Treffer angezeigt werden, die auch mit Europa in Verbindung stehen.
Das könnte wie folgt aussehen:
(Europa UND Immobilien) ODER (Europa UND Investition)
Du könntest die Klammer im obigen Beispiel auch weglassen, da „UND“ von der Suchmaschine vor „ODER“ gereiht wird. Wie in der Mathematik „Punkt“ vor „Strich“ zum Zug kommt.
Oder du kannst es einfach kürzer schreiben:
Europa (Immobilien ODER Investition)
Wie du erkennen kannst, kannst du das UND vor der Klammersetzung weglassen. Ähnlich wie Algebra, wo du auch kein „Mal“ setzen musst, bevor eine Klammer beginnt: a(b+c).
Da du wahrscheinlich ein eingegrenztes Thema hast, kannst du mit nur einer Suche gleich noch weitere Kombinationen übersichtlich einfügen:
Europa (Immobilien ODER Investition) UND Weltwirtschaftskrise (2008 ODER 1929)
Wenn du bedenkst, dass du nicht nur in einer Datenbank recherchierst, sondern in mehreren Datenbanken. Mit den Operatoren und den Klammern kannst du mit nur einer einmaligen Eingabe die Treffer erhalten, die du brauchst.
Erkennst du das Potential darin?
Aber, mit den Platzhaltern wird es noch besser. Ich verspreche es dir
Platzhalter, die dir in der Suche eine große Variation einfach ermöglichen
Platzhalter werden eingesetzt, um einen oder mehrere Buchstaben zu „ersetzen“. Diese heißen auch noch Trunkierung. Du kannst sie mit der Funktion eines Jokers im Kartenspiel vergleichen.
Es gibt die Trunkierung „?“. Das Fragezeichen ersetzt einen Buchstaben. Das macht dann Sinn, wenn man einen Begriff mehrere Schreibweisen aufweist:
Potential oder Potenzial
Um nicht beide Wörter in deiner Suche eingeben zu müssen, kannst du Poten?ial verwenden. Dann werden dir Ergebnisse beider Schreibweisen in deiner Suche angezeigt.
Es gibt die Trunkierung „*“. Der Stern ersetzt mehrere Buchstaben. Das macht Sinn, wenn ein Begriff aus zusammengesetzten Wörtern besteht und ich nicht jeden Begriff einzeln eingeben möchte.
Potenzialanalyse, Potenzialbeurteilung, Potenzialcheck, Potenzialcoaching…
Wenn alle Suchbegriffe für deine Forschung notwendig sind, kannst du Potenzial* als Suchbegriff eingeben. Dann werden dir alle Suchwörter in deinen Suchergebnissen angezeigt.
Und du kannst die Trunkierungen auch kombinieren und zur Mehrfachtrunkierung machen:
Poten?ial*
Trunkierungen erweitern also deine Suche. Aber Achtung: In manchen Datenbanken werden andere Trunkierungen verwendet. Also nicht das Fragezeichen oder der Stern, sondern andere Symbole. Lies einfach in den Datenbanken, die du verwendest, nach.
Hier ist also sehr viel möglich. Insbesondere, wenn du die Booleschen Operatoren, Klammern und Trunkierungen in deiner Suche kombinierst:
Europa (Immobilien ODER Investition) UND Weltwirtschaftskrise (2008 ODER 1929) UND Poten?ial*
Klar wirst du viel Zeit investieren, um die richtige Suchkombination zu finden. Doch im Endeffekt wirst du dir sehr viel Zeit ersparen.
Nun möchte ich dir noch die Möglichkeit der Suchkriterien schildern.
Suchkriterien, um die Suche einzugrenzen oder auszuweiten
Damit die Ergebnisse nicht ausarten bzw. du sie erweitern kannst (falls du zu wenig Literatur findest), legst du Kriterien fest:
- Ab Erscheinungsjahr XY
- Die ersten 50 Treffer
- Nur Volltexte
- Die Sprache
- …
Detailliertere Kriterien, auch was die Booleschen Operatoren betrifft, ergeben sich oftmals während der Recherche. Detailkriterien können innerhalb von Suchorten variieren. Beispielsweise kann es sinnvoll sein, für Datenbanken mehr Kriterien festzulegen als bei der Suche in Bibliothekskatalogen. Es kann aber auch sein, dass du in zwei unterschiedlichen Datenbanken unterschiedliche Kriterien anwendest. Diese Verfeinerung entwickeln sich, wie gesagt, während der Recherche. Dokumentiere aber im Suchprotokoll genau, wo du mit welchen Suchkriterien recherchiert hast.
Und damit bin ich auch schon am Ende meiner Ausführungen und möchte dir noch zwei wichtige Hinweise geben:
- Wenn du deine Suche startest, verwende unbedingt ein Suchprotokoll. Was das ist und warum, erfährst du im Artikel „Die 3 Wege, wie du die passende Literatur für deine Thesis rasch findest“.
- Lege auch fest, in welchen Datenbanken und Katalogen du suchen möchtest. Auch dazu findest du im obigen Artikel Inspiration sowie im Artikel „Bibliothek hat geschlossen: Wie komme ich zu guter Literatur“ kannst du dir
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