Warum du es doch schaffst, einen wissenschaftlichen Text zu verfassen

von Andrea Moser

7. November 2021

Entstehung von Texten, Schreibblockade, Wissenschaftliche Texte, Wissenschaftliches Schreiben

Geht es dir mit deinem wissenschaftlichen Text ähnlich? Endlich, die ersten Zeilen deiner Thesis stehen am Papier. Du liest sie noch einmal durch, und sie werden von dir nicht als gut empfunden. Dein nächster Schritt ist, alles zu markieren und zu löschen. Frustriert setzt du dich unter Druck, doch noch etwas zu schreiben, schließlich musst du die Abschlussarbeit ja auch einmal abgeben. Unter Druck gelingt es dir noch weniger, das auf das Papier zu bringen, was du zum Ausdruck bringen möchtest. Die beiden häufigsten Aussagen, die ich über das Schreiben von wissenschaftlichen Texten höre, sind 1) „Ich weiß nicht. wie ich anfangen soll“ und 2) „Die Texte meiner Literaturquellen hören sich viel besser an. Warum sollte ich eigentlich alles in einer schlechteren Formulierung wiedergeben?“.

Was du in diesem Blogartikel erfährst, ist

  • Wie du es doch schaffst, einen wissenschaftlichen Text zu verfassen, mit dem dein Betreuer und du zufrieden sind.
  • Wie du mit dem Schreiben deiner Thesis startest, um in den Flow zu kommen.
  • Wie ein wissenschaftlicher Text entsteht.

Warum du es nicht schaffst, einen wissenschaftlichen Text zu verfassen

Es gibt einige Gründe, warum es dir nicht gelingt, die gesammelten Inhalte aus deinen Quellen in einen wissenschaftlichen, zusammenhängenden Text zu verwandeln. Dabei unterscheide ich zwei Hauptkategorien:

1. Gründe, aufgrund eines nicht (gänzlich) durchdachten oder fehlenden Exposés. Bspw.

  • Du hast dein Thema nicht klar eingegrenzt.
  • Dir ist nicht klar, welches Ziel du mit deiner Arbeit genau verfolgst.
  • Deine Forschungsfrage ist nicht beantwortbar.

2. Gründe, die aus dem tatsächlichen Schreibprozess resultieren. Bspw.

  • Du möchtest von Beginn einen perfekten Text verfassen.
  • Du leidest an einer Schreibblockade.
  • Du hast ein nicht funktionierendes Selbst- und Zeitmanagement.

Da du bestimmt nicht den gesamten Blogartikel lesen wirst, wenn ich auf alle Gründe eingehe, werden bald zu allen Gründen ausführliche Blogartikel von mir veröffentlicht. Wenn du diese nicht verpassen möchtest, trage dich unbedingt hier ein:

In diesem Blog gehe ich auf den Klassiker ein, dass viele Studierende vom ersten bis zum letzten Satz einen perfekten, wissenschaftlichen Text verfassen wollen. Das geht einfach nicht!

Warum du zu Beginn keinen perfekten Text verfassen sollst/kannst

Wenn du darüber genauer nachdenkst, wird es dir klar sein. Ich helfe dir aber gerne auf die Sprünge: Jeder wissenschaftliche Text, jedes Buch, jeder kürzere und längere Text hat eine Entstehungsgeschichte. Mit anderen Worten ausgedrückt, kein Wissenschaftler und kein Autor schreibt vom ersten bis zum letzten Satz alles perfekt nieder. Oder glaubst du, Joanne K. Rowling hat die Harry Potter Bücher einfach mal so durchgeschrieben und dem Verlag zum Druck übergeben? Oder dass Philipp Mayring seine Bücher über die qualitative Inhaltsanalyse einfach mal so startet und innerhalb eines Tages fehlerfrei und in der richtigen Reihenfolge schreibt?

Also, was die echten Heros nicht machen, brauchst auch du nicht schaffen.

>> Der erste wichtige Tipp ist also, dass du ab jetzt nicht mehr versuchst, von Anfang an eine perfekte Thesis niederzuschreiben.

Was ist also das Geheimnis der Autoren und Wissenschaftlicher? Wie machen verfassen sie diese genialen Texte, die du „gar nicht besser formulieren könntest“? Wie schreibt man einen wissenschaftlichen Text? Wie schreibst du deine Bachelorarbeit, Masterarbeit, Seminararbeit oder Dissertation? Wie ist die Entstehungsgeschichte deiner Abschlussarbeit?

Das Geheimnis ist das Wissen über die 4 Stufen einer wissenschaftlichen Arbeit

Wenn deine Arbeit also nicht von Beginn an perfekt ist, beginnst du mit unperfekten Texten, die sich langsam zu einer perfekten Abschlussarbeit entwickeln. Die Entstehung lässt sich in 4 Stufen einteilen:

Stufe 1: Texte vor der Rohfassung

In Stufe 1 sammelst du sämtliche Inhalte und Unterlagen zusammen, die du benötigst, um mit deiner Thesis zu starten. Dazu zählen auch alle Materialien, Mitschriften und Notizen, die dir dabei geholfen haben, deine Gedanken zu sortieren. Die hilfreichsten Texte vor der Rohfassung (die Rohfassung ist übrigens Stufe 2) sind wohl das Exposé und deine Exzerptensammlung. Hier mögliche Texte vor der Rohfassung im Überblick:

  • Exposé
  • Exzerpte aus der Literaturrecherche
  • Notizen deiner Gedanken
  • Mindmaps, bspw. aus der Themenfindung und Themenkonkretisierung
  • Präsentationen, die du zum Thema erstellt hast
  • Gesprächsprotokolle (mit dem Betreuer, mit Experten etc.)

Diese Texte beziehst du jedenfalls beim Verfassen deiner Arbeit ein. Sie geben dir die Struktur und Orientierung und helfen dir, die Inhalte schneller niederzuschreiben.

Stufe 2: Die Rohfassung (Das „WAS“)

Einfach erklärt geht es in dieser Stufe um das „WAS“ deiner Arbeit. Du konzentrierst dich „nur“ auf den Inhalt – immer darauf fokussiert WAS muss in der Arbeit stehen, damit du deine Forschungsfrage beantworten kannst. Wichtig ist, dass du alles, das dir gerade in den Kopf kommt, niederschreibst. Ohne Rücksichtnahme darauf, ob du Tippfehler, Rechtschreibfehler, Formulierungsfehler machst. Ganz egal, ob du das perfekte Wort nicht findest, viele „XXXX“ und Infos mit Hilfe der Kommentarfunktion stehen hast, weil noch ein Wort fehlt, oder was auch immer deiner Meinung nach deinen Text nicht glänzen lässt. Genau bedeutet das:

  1. Überprüfe deine Gliederung aus dem Exposé: Ist diese nach der durchgeführten Literaturrecherche und Exzerptensammlung noch stimmig?
  2. Füge deine Exzerpte in die richtigen Kapitel ein.
  3. Ergänze die Inhalte mit deinen Gedanken und Argumentationen
  4. Finden heraus, wo dir noch Inhalte fehlen, und recherchiere diesbezüglich nach relevanter Literatur

Du musst in Fluss kommen, sprich in den Flow kommen. Beim WAS soll die Ideenproduktion in Gang kommen. Erst in der nächsten Stufe, kümmerst du dich um das WIE.

Noch ein Grund, warum es nicht sinnvoll ist, sich gleich um das WIE zu kümmern ist, dass du gefühlte 100 Mal deine Absätze und Kapitel noch ändern wirst. Oftmals passt der schöne „WIE-Text“ dann gar nicht in die neue Anordnung der Absätze. Dann wäre die ganze Arbeit rund um die perfekte Formulierung umsonst gewesen.

Stufe 3: Die Überarbeitung (Das „WIE“)

Wenn du das „WAS“ erledigt hast, gehst du ins „WIE“ über. Konkret bedeutet das, dass du deinen Text auf den roten Faden überprüfst, ob du vielleicht thematisch abgedriftet bist (diesen Teil bitte rausnehmen, auch wenns schwerfällt), deine Zitate überprüfst und deinen Text stilistisch überarbeitest. Dazu gehören auch gute Kapitelübergänge und Absatzübergänge zu verfassen. Im Selbst-Schreib-Kurs „Wie schreibe ich nun?“ stelle ich dir unzählige Formulierungsbausteine zur Verfügung, die du für deine Arbeit übernehmen kannst.

Stufe 2 muss übrigens nicht komplett abgeschlossen sein, bevor du in Stufe 3 übergehst. Du kannst beispielsweise Kapitelweise oder nach dem Theorieteil/Praxisteil die Schleife zwischen Stufe 2 und 3 ziehen. Du musst dir jedenfalls sicher sein, dass du inhaltlich an diesem Teil nichts mehr oder nur mehr sehr, sehr wenig ändern möchtest. Denn dann wäre die ganze WIE-Arbeit umsonst.

Stufe 4: Die Finalisierung

Am Ende hast du einen Text mit gutem Inhalt und guter Formulierung vor dir liegen. Jetzt darfst du deinen Anhang einfügen, die Arbeit dem Lektor vorlegen, kontrollieren, ob die Formatierung den Vorgaben entspricht, die Verzeichnisse und Querverweise überprüfen und aktualisieren.

Danach geht es zum Drucken und Binden deiner Arbeit und natürlich zum Feiern.

Fazit

Erlöse dich vom Druck, deine Thesis vom Anfang bis zum Ende perfekt formuliert zu verfassen. Jeder längere, gute Text wird mehrmals überarbeitet. Orientiere dich dabei an den vier Stufen einer wissenschaftlichen Arbeit. Kümmere dich zuerst um deinen Inhalt (WAS soll in deiner Arbeit/im jeweiligen Kapitel stehen) und dann kümmerst du dich darum, dass die Formulierungen, Übergänge, Zitate usw. stimmen.

Was ich dir ans Herz legen möchte: Erstelle dir zuerst die Formatvorlage nach den Vorgaben deiner Hochschule und schreibe deinen Text direkt dort rein. Es macht nämlich einen großen Unterschied, ob deine Seitenrandeinstellung bei 2cm oder 3,5cm liegen, der Zeilenabstand bei 1,05pt oder 1,5pt oder die Schriftgröße 11 oder 12 verwendest. Solltest du für dich feststellen, dass das Arbeiten mit Formatvorlagen und die automatische Erstellung von Verzeichnissen in deinen Talentbereich fallen, rate ich dir entweder jemanden damit zu beauftragen, deine Thesis zu formatieren oder du holst dir meine Schritt-für-Schritt-Anleitung im Online-Kurs „Schaffe dir die absolute Basis" inklusiver vorgefertigter Formatvorlage zum Download.

Im Online-Kurs „Wie schreibe ich nun“ habe ich die Stufen 2 und 3 in übersichtliche Arbeitsblöcke unterteilt. Dadurch erhältst du innerhalb der einzelnen Stufen eine funktionierende Struktur und Vorgehensweise, um mit Klarheit schnell voranzukommen. Gehörst auch du zu den Studierenden, die nicht genau wissen, was in den Diskussionsteil oder in den Methodenteil wo genau hinkommt? Auch das verrate ich dir einfach erklärt in diesem Kurs.

>>Wie geht es dir mit dem Schreiben deiner Arbeit? Welche Strategien hast du für dich entwickelt? Schreibe mir gerne einen Kommentar!

Gutes Gelingen bei deiner Thesis,

Über den Autor

Andrea ist Gründerin der Thesis Factory und hat das zur Berufung gemacht, was ihr während des Studiums schon immer leichtgefallen ist: Wissenschaftliches Arbeiten. Studierende sind Andrea heute zutiefst dankbar, dass sie ihr Knowhow und ihre Begeisterung leicht verständlich weitergibt und somit eine Bestnote für jeden Studierenden mit Leichtigkeit möglich wird.

Andrea Moser

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